Gesundheit
Coronavirus-Pandemie in Deutschland: Herausforderungen und Interventionsmöglichkeiten
Die weltweite Verbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2 und der damit verbundenen Atemwegserkrankung COVID-19 verläuft hochdynamisch. Die Leopoldina hat eine interdisziplinäre Gruppe von Wissenschaftlern einberufen, um die aktuelle Situation zu untersuchen. In der daraus resultierenden Ad-hoc-Erklärung „Coronavirus-Pandemie in Deutschland: Herausforderungen und Interventionsmöglichkeiten“ werden mögliche gesundheitspolitische Optionen zur Bekämpfung der Coronavirus-Pandemie in Deutschland erörtert.
Maßnahmen der Bundesregierung und der Bundesländer zur Eindämmung der anhaltenden Coronavirus-Pandemie sind derzeit dringend erforderlich und entsprechen der Bedrohung durch die Pandemie. Sie bestehen aus drei Elementen: (1) Eindämmung der Epidemie, (2) Schutz schutzbedürftiger Bevölkerungsgruppen und (3) Kapazitätserhöhung im öffentlichen Gesundheitssystem und in der öffentlichen Versorgung mit kritischen Gütern und Dienstleistungen.
Es gibt wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit und Notwendigkeit ausgewählter Maßnahmen, während andere auf der Grundlage von Projektionen und politischen Überlegungen vorgeschlagen werden. Der Entwicklung von Arzneimitteln und Impfstoffen muss höchste Priorität eingeräumt werden. Dabei muss die medizinische Ethik berücksichtigt werden. Die Deutsche Akademie der Wissenschaften Leopoldina wird in den kommenden Wochen im engen Austausch mit der internationalen Wissenschaftsgemeinschaft die Anpassung und Gestaltung von Maßnahmen unterstützen und begleiten.
Aus wissenschaftlicher Sicht erscheint derzeit eine deutschlandweite vorübergehende Abschaltung (ca. 3 Wochen) mit konsequenter physischer Distanzierung ratsam. Notwendige und gesundheitsschonende Maßnahmen müssen möglich bleiben. Alle Bemühungen in den nächsten Wochen und Monaten sollten darauf gerichtet sein, der Öffentlichkeit pharmazeutische Interventionen und Schutzmaßnahmen zur Verfügung zu stellen und Testkapazitäten für Infektionsverdachtsfälle und für Personen, die in das Land einreisen, sicherzustellen. Während der Stillstandszeit müssen Vorbereitungen für den kontrollierten und selektiven Neustart des öffentlichen und wirtschaftlichen Lebens getroffen werden.
Durch eine vorübergehende „Abschaltung“ diskutierte die Arbeitsgruppe eine strenge landesweite Ausgangssperre bis mindestens nach den Osterferien. Zu diesem Zeitpunkt müsste die Situation neu bewertet werden. Dies würde kein Arbeitsverbot, ein Verbot des Lebensmitteleinkaufs oder sogar ein Verbot des Spaziergangs mit der Familie bedeuten. Ziel ist es, das Home Office möglichst konsequent zu nutzen. Ein disziplinierter räumlicher Abstand von 2 Metern zwischen Menschen ist ebenfalls von entscheidender Bedeutung, insbesondere wenn sie nicht im selben Haushalt leben.